Am 20. November 1945 begannen die Nürnberger Prozesse. Im Prozess gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher des Zweiten Weltkrieges mussten sich 24 Vertreter des Nazi-Regimes für ihre Taten verantworten, womit erstmals in der Geschichte Politiker und Militärs eines Staates für durch diesen verübte Verbrechen vor Gericht standen. Die Nürnberger Prozesse legten damit nicht nur einen zentralen Grundstein für das moderne internationale Strafrecht, sondern stellten exemplarisch die Stärke des Rechtes gegen das Recht des Stärkeren, das bis dahin in internationalen Beziehungen die Norm war.

Drei Jahre später, am 10. Dezember 1948, folgte als weitere Reaktion auf die Schrecken des Zweiten Weltkrieges und die Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen, die die unveräußerlichen Grundrechte aller Menschen verkündet. Dieser Tag im Jahr wird seitdem als Internationaler Tag der Menschenrechte gefeiert und ist ein alternativer humanistischer Feiertag.


Tag der Menschenrechte
am Samstag, 10.12.2022  von 13:00-16.00
mit Führung im Saal 600 (Justizpalast Nürnberg)
und Diskussionsrunde, auch zu Menschenrechten im Russland-Ukraine-Krieg,
mit Dr. Otto Böhm von Memorium Nürnberger Prozesse

Zum Bericht im Humanistischen Pressedienst

 


Dem bfg ist es ein besonderes Anliegen, an dieses Erbe und diese Verantwortung anzuknüpfen, weiterhin für das Ideal der Menschenrechte einzustehen und die Achtung dieser grundlegenden Rechte einzufordern - denn im Streben nach einer besseren Welt für alle Menschen stellen sie einen zentralen Schritt und einen elementaren Grundstein dar. Die Rechte und Freiheiten, die in Deutschland und anderen Ländern durch die Verfassung garantiert werden, erscheinen oft selbstverständlich, doch das sind sie nur insofern, als sie selbstverständlich sein sollten. Der Weg zum heutigen Verständnis der Freiheit des Menschen war lang und schwer, und die Proklamation der Menschenrechte wäre in früheren Jahrhunderten absurd erschienen. Und auch heute gibt es noch Staaten, die ihren Bürgern oder auch ihren Gegnern in kriegerischen Konflikten ihre grundlegenden Rechte verweigern und die Idee eines friedlichen Zusammenlebens der Völker und Staaten missachten. Wir Mitglieder des Bundes für Geistesfreiheit sind überzeugt: Gerade die Geschichte der Menschenrechte, die lange Entwicklung bis zu ihrer Allgemeinen Erklärung, die Schrecken, auf die diese folgte, und der gewaltige Schritt in die richtige Richtung, der damit getan wurde, sind ein Ansporn, niemals im Kampf für eine gerechtere Welt aufzugeben!

Das Engagement des bfg erklärt sich auch aus der eigenen Verbandsgeschichte:
"In der NS-Zeit wurden die Gemeinschaften in Bayern verfolgt: Geschäftsstellen wurden zerstört, Unterlagen und Vermögen beschlagnahmt, der 1. Vorsitzende der Nürnberger Gemeinde, Richard Schramm, gleichzeitig Funktionär des Reichsbanners, kam in Schutzhaft, später in das Konzentrationslager (KZ) Dachau. Andere Vorstandsmitglieder wurden ebenfalls in Haft genommen wie Andreas Staudt oder mussten fliehen wie der Journalist Wilhelm Riepekohl (1893-1975), der erste Vorsitzende nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Bund für Geistesfreiheit in Nürnberg, Fürth und auch andere Gemeinschaften, zum Beispiel die Freireligiöse Landesgemeinde, wurden 1934 endgültig verboten." (Historisches Lexikon Bayerns)

Um dem Feiertag ein konkretes Gesicht zu verleihen, stellte ihn der bfg Nürnberg im Jahr 2020 unter das Motto „Make law, not war!“ und rief zu einer gemeinsamen Aktion an der Straße der Menschenrechte und vor dem "Saal 600" des Justizpalastes in Nürnberg auf. (Bericht im hpd)

Das Zitat stammt vom ehemaligen Chefankläger der Nürnberger Prozesse, Benjamin Ferencz, der 1947/48 den Prozess gegen die Führer der SS-Einsatzgruppen in der besetzten Sowjetunion leitete. Ferencz feierte in jenem Jahr seinen 100. Geburtstag und setzte sich Zeit seines Lebens aktiv für den heutigen internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ein. Er gilt als ein Advokat des Friedens. Sein Lebenswerk zu ehren ist dem bfg ein besonderes Anliegen.

In einer Videobotschaft zum 75-jährigen Jubiläum der Nürnberger Prozesse machte er deutlich:

„Ich weiß, dass sich in dieser Welt vieles ändern muss. Zuerst muss sich etwas im Herzen und dann im Geiste ändern, um den Krieg als Mittel zur Beilegung von Streitigkeiten zu ändern.“ 
(Link zur ganzen Rede)

 

Texte und Organisation der Kundgebung: Julian Wagner und Konstantin Haubner, bfg Nürnberg und gbs-Hochschulgruppe Erlangen-Nürnberg
Fotografien: Hansjörg Albrecht, bfg Fürth
Bannerdesign: Michael Wladarsch, bfg München
Unterstützung: Erwind Schmid / Michael Wladarsch, bfg Bayern und Rainer Rosenzweig, Zentralrat der Konfessionsfreien